Merkblätter für Umzugsteilnehmer: Landratsamt Zugmaschinenallgem. Richtlinien

Historie


Brauchtumsveranstaltung der besonderen Art
Der "Fasching am Boch" im Wandel der Zeit - Bachlertal als traditionelle Faschingsregion


Am 27. Febr. 1938 zog der Faschingszug von Weichs nach Haimelkofen.
 

Das Bachlertal feiert Fasching und blickt damit auf eine bewegte Zeit zurück, aber auch auf eine Zeit mit vielen Faschingshöhepunkten, Frohsinn und Heiterkeit. Schon vor mehr als 100 Jahren haben sich die Bürger dieses Landstriches aufgemacht und gemeinsam Fasching gefeiert.

Wenn am Faschingssonntag um 13:13 Uhr in Haimelkofen der Umzug startet, dann beginnt für die Bachler der 19. große Faschingszug der jüngeren Geschichte. Die älteren Dokumente verdanken die Bachler den damalligen Fotografen, welche das Faschingstreiben festgehalten haben. Es waren dies 1910 Ferdinand Pöschl aus Haimelkofen, danach Vinzenz Kammermeier sen. aus Leitersdorf und Jakob Lehner aus Laberweinting im Jahr 1938.

Der Fasching am Boch wie er in diesen Tagen genannt wird verbindet die "Bachorte" zu einer verschworenen Gemeinschaft. Wie an einer Perlenschnur sind die Orte Weichs, Osterham, Hofkirchen, Haimelkofen, Asbach und Leitersdorf an dem Bächlein "Bayerbach" aufgereiht. Von diesem Fluß ist der Name "Bachler" abgeleitet. Alle Einwohner wurden seit altersher, von den Bürgern der umliegenden Orte und Gemeinden liebevoll, kurz und prägnant "de Bachler" genannt. Eine oft verwendete Ableitung ist auch der Begriff: "da Boch" oder "am Boch draußen". Aufgrund der vielen Orte ist es einfacher, sich einen Namen (Bachler) zu merken. Die symbolische Übersetzung ins Hochdeutsche würde wohl lauten: "...am Bach wohnend ...." So hat sich der Name "Bachler" bis in unsere Zeit erhalten, und ist für die Bewohner des Landstrich ein Symbol des Zusammenhalts und reger Vereinstätigkeit geworden.


Im Zeitalter der Industrialisierung wurde Fließbandrasur beim Bader in Hofkirchen durchgeführt

Fasching vor mehr als 100 Jahren wurde unter ganz anderen Voraussetzungen gefeiert. Die Landwirtschaft dominierte das Leben auf dem Land. Die Masken und die Kleidung war einfach, keineswegs so bunt wie wir heute Fasching erleben. Schon die Farbkombinationen schwarz und weiß stellte eine Maskierung dar. Dunkle, unempfindliche Farben beherrschten die Kleiderordnung. Für den Fasching wurden die "nochälteren" Kleidungsstücke aus den Schränken geholt. Wenn man 1910 von einer Maskierung sprach, dann war der Begriff "Maschgara gehen" in aller Munde. Abgeleitet wurde dieser Begriff von der Maske. Und eben diese Maske wurde von den Knechten und Bediensteten in den kalten Wintertagen in Handarbeit aus dem entsprechenden Hölzern geschnitzt oder es wurden Köpfe angefertigt die mit natürlichen Klebstoffen wie "Mehlpappe" zusammen gehalten wurden. Als Vorlagen diente oft die einheimische Tierwelt, denn diese Körper waren den Menschen vertraut. Auch exotische Masken wurden nach spärlichen Vorlagen erstellt. Als Informationsquellen dienten zu dieser Zeit Bücher und Zeitungen die in bestimmten Abständen verkauft wurden. Fasching 1910 war den Männern vorbehalten - nur wenige Damen durchbrachen die Männerdominanz.


Faschingshochzeiten waren auch 1910 sehr beliebt. Dazu ein Wagen mit Zootieren.

Auch der Faschingsverlauf war anders. Die lustigen "Maschgara" trafen sich in Weichs mit ihren landwirtschaftlichen Wagen, die von Ochsen gezogen wurden. Auf den hölzernen Leiterwägen waren die maskierten und unmaskierten Teilnehmer und zogen zum Gasthaus nach Haimelkofen. Überliefert ist ein Begriff, der aus der Faschingszeit stammt: "...die Weichserer Lumpen kommen!" 1910 wurde ein Käfig-Wagen mit wilden Tieren gezeigt, was offensichtlich einen Zoo darstellen sollte. Eine andere Abbildung zeigt in der Zeit der aufstrebenden Industrialisierung eine Rasur am Fliesband um den flotten Arbeitsfortschritt zu dokumentieren. In Haimelkofen wird von Faschings-Fußballspielen, Faschingshochzeiten, Versteigerungen, Ringelstechen, Schubkarrenrennen, Sackhüpfen und andere Belustigungen berichtet.

1938 hatte der Zug der in Weichs mit Kühe-, Ochsen- und Pferdegespannen gestartet war eine erstaunliche Länge. Vorne dran ein Reiter in Uniform, der den zwölf Gespannen voraus ritt. In diesem Faschingszug fuhr das erste Motorrad der Region und hatte sich hinter einer Verkleidung versteckt, die ein kleines Schiff darstellte. Ein Faschingswagen prangerte die Leiden in der kommunistischen Sowjetrepublik an. Die Bilder von 1947 zeigen dann zum ersten Mal die holde Weiblichkeit auf den Holzwägen. Ein Gefährt ist sogar überfüllt mit jungen Damen, die sich hinter der Kutscherin sichtlich wohl fühlen. Die Fahrtrichtung ist geblieben, denn die Wagen bewegten sich von Weichs nach Haimelkofen. Am Straßenrand standen die älteren Männer und die Kinder. Die einzelnen Wagen wurden mit Tannenzweigen und auch mit Farbe auffälliger dargestellt. Danach wurde der Fasching in den örtlichen Gaststätten gefeiert.

Am 19. März 1980 begann dann für den Fasching im Bachlertal ein neues Zeitalter. Durch die Eigeninitiative von + Günther Zuckmantel und + Ludwig Heinrich wurde das Augenmerk wieder auf eine Veranstaltung gelenkt, die in Haimelkofen stattfand. Die beiden grillten Ripperl und um das wärmende Feuer versammelten sich die Besucher. Schon ein Jahr später lautete die Einladung: 1. Großer Faschingsmarkt in Haimelkofen. Unter der Regie des Bachler Stammtisch stand ua. Eselreiten auf dem Programm. Hunderennen, stärkster Mann, Tierschau, Männerballett und Schubkarrenrennen standen bis 1989 unter dem Titel Faschingsmarkt auf dem Programm. Chronist Peter Zuckmantel beschreibt den Faschingsmarkt 1990 zum ersten Mal mit einem Umzug, dem bei einem "Jahrhundertfrühlingstag" mehr als 2000 Besucher zusahen. 1994 waren es 20 Wagen und 5000 Besucher. Zwei Jahre später diagnostizierten die Verantwortlichen ein Sauwetter und nach dem Umzug waren alle Besucher weg.

Dies war dann der Hauptgrund dafür, dass die Organisatoren nach Hofkirchen umzogen, um die räumlichen Möglichkeiten im Gasthaus Roßmeier und bei KFZ Limmer zu nutzen. Die Erwartungen wurden 1998 erfüllt, als mehr als 7000 Besucher den neuen Veranstaltungsort einweihten. Im Jahr 2000 betrat die Hofkirchener Garde zum ersten Mal das Tanzparkett und verhalf zu neuen Rekordzahlen. Der Fasching am Boch hatte sich etabliert und die Besucher kamen aus benachbarten Regionen und auch die Faschingswagen nahmen teilweise eine Anreise von 40 km auf sich um in Hofkirchen dabei zu sein. 2004 zählte der Organisator bei guten Witterungsbedingungen 46 Wagen und eine neue Rekordkulisse. 2008 titelte die Laberzeitung: Die Sonne lacht beim Fasching am Boch - Diese Veranstaltung stellte alles bisherige in den Schatten. Die Umzugsteilnehmer und die Wagen (Transrapid und Black Pearl) waren eine Klasse für sich. Als die Sonne hinter den Dächern des Bachlertals versank, war klar, dass die 9000 Besucher den bisher größten und erfolgreichsten Bachlerfasching aller Zeiten miterlebt hatten. 45 Wagen und Fußgruppen machten den 16. Fasching am Boch zu einem unvergesslichen Erlebnis. Viele interessante Wagen und Gruppen brachten die Besucher zum Staunen.

Am Faschingssonntag tritt der Landstrich erneut an, um den Besuchern einen interessanten und fröhlichen Fasching zu bieten. Für die Bewohner der einzelnen Bachorte ist es eine große Herausforderung bis alles vorbereitet ist. In der ostbayerischen Faschingwelt hat sich der Fasching am Boch als eine Art Geheimtipp etabliert. Die Veranstaltung ist bei Jung und Alt gleichermaßen beliebt. Wagen und Fußgruppen für den Umzug sollten aus organisatorischen Gründen unter bachlertal.de angemeldet werden. Gerne beantwortet Stefan Heinrich, Vorsitzender der Bach-Vereine und Organisator Tel. 08772 5908 ihre Fragen.

Auch diesmal gibt es viele Programmpunkte. Die aktuellste Meldung hat die Laienspielgruppe Hofkirchen genannt: "ABBA kommt" - damit ist klar: Fasching am Boch ist auch 2014 ein Erlebnis.
 

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