Senioren Nachmittag



Es ist zu einem schönen Brauch geworden, dass der Pfarrgemeinderat für die Herrschaften der älteren Generation unterhaltsame Nachmittage gestaltet. Man trifft sich ungezwungen für ein paar Stunden im Pfarrheim oder im Nebenzimmer des Wirtshauses. Es werden Geschichten vorgelesen, Musik gespielt, es wird Kaffee und Gebäck angeboten und man hat genug Zeit sich zu unterhalten.

In der Einladung stand, für Senioren ab 65 Jahren. Nachdem der G. Hans schon nahe neunzig war, meinten Tochter und Enkelin, er solle doch auch einmal dort hingehen. Er war schon dreißig Jahre verwitwet aber immer noch gesund und rüstig, sodass er noch auf keine fremde Hilfe angewiesen war.
Das Mindestalter hätte er ja gut erreicht. Sicher werde es ihm dort gefallen, so war man der Meinung.

Erst nach längerem Zureden machte sich der Hans schließlich etwas widerwillig mit seinem Radl auf und fuhr zu dem Treffen. Gleich wurde er von der Pfarrgemeinderatsvorsitzenden, der Anni begrüßt. Man half ihm aus der Jacke und zeigte ihm einen schönen Sitzplatz. Wenn auch ausschließlich ältere Leute da waren, war der Hans zweifellos der Älteste von allen Anwesenden. 

Der Herr Pfarrer hatte gerade einen interessanten Lichtbildvortrag beendet, als er den Hans an der Gardarobe sah. Er machte sich an seiner Joppe zu schaffen und schickte sich an, zu gehen.

Gleich ging die Pfarrgemeinderatsvorsitzende zu ihm und fragte ihn, warum er denn schon gehen wolle und ob es ihm etwa nicht gefalle. Ehrlich und geradeheraus wie der Hans war kam auch die Antwort: "Anni, dir konn' es ja song, i geh' wieder, weil bloß lauter alte Weiber do hand." - R.S.