Olympia-Schießanlage Garching Hochbrück


Schützenmeister Fels wehrt sich gegen die Entscheidungen des bayerischen Sportschützenbundes
Diktiert der BSSB den Schützenvereinen das Geschehen?

 

"Wir befinden uns im Jahre 2009 nach Christus. In ganz Bayern diktiert der BSSB den einzelnen Schützenvereinen das Geschehen. .. in ganz Bayern?? - Nein! Ein kleiner Verein am Ufer des Bayerbaches hört nicht auf, den Diktatoren Widerstand zu leisten. Das Vereinsleben ist nicht leicht, denn man muss den Mitgliedern die vom BSSB verlangten Gebühren abbuchen. Diese Tatsache führt zu Unruhen und Vereinsaustritten. Gegen diese Maßnahme ist Schützenmajestix Fels angetreten, um für die vielen unzufriedenen Mitglieder einzutreten und deren Meinung an die BSSB-Vereinsführung weiterzugeben."

So oder ähnlich könnte die Beschreibung für den Einsatz von Schützenmeister Peter Fels von den Edelweißschützen Haimelkofen lauten, - wenn, ja wenn da nicht der todernste Hintergrund wäre. Und der Hintergrund ist ganz einfach der, dass jedes Mitglied im Schützenverein (Bayern) die Olympia-Schießanlage in Garching-Hochbrück finanzieren muss, weil der BSSB mit eigenen Mitteln die Anlage nicht betreiben kann. Wenn wir in diesen Tagen über Finanznöte und Finanzprobleme hören, denken wir zwangsläufig an die (Fehl-)Leistungen unserer politischen Mandatsträger, unter deren Aufsicht Millionen, ja sogar Milliarden vergeigt worden sind. Aber in diesem Fall waren die "schwarzen Kameraden" schlauer und haben 2006 die Olympia-Schießanlage in Garching-Hochbrück, die im Besitz des Freistaates war zum Verkauf angeboten. Das brachte den BSSB auf den Plan, die Anlage zu kaufen. Um ein bisschen Demokratie zu vermitteln wurden die einzelnen Schützenmeister auf Gauebnen zusammengerufen und um ihre Meinung zum Ankauf der Immobilie befragt. Im vorliegenden Fall war dies in Ettenkofen. Anwesend waren ca. 38 Schützenmeister und es wurde über den Ankauf beraten. Am Ende gestaltet sich etwa eine 80 % Mehrheit gegen den Ankauf der Schießanlage. Dies hinderte allerdings den zuständigen Gauschützenmeister nicht daran, auf überregionaler Ebene für den Ankauf zu stimmen. Da "Schnäppchenjagd" modern ist, hat der BSSB im Sommer 2006 die Anlage mit der Fläche von 24,5 ha erworben.

Im laufenden Betrieb musste nun festgestellt werden, dass die Unterhaltskosten für die Anlage die Finanzmittel des BSSB übersteigen. Der bayerische Sportschützenbund hat daraufhin beschlossen die erforderlichen Summen über Einzelbeiträge der Schützenmitglieder einzufordern. Damit sollen offene Finanzlöcher gestopft werden und Mittel für anfallende Sanierungen bereitgestellt werden. Die Eintreibung der Gelder erfolgt über die Jahresbeträge, die von den Schützenvereinen angesetzt sind.

Die Meinung eines altgedienten Schützenbruders aus Haimelkofen: "Was hilft es mir, wenn ich mit meinem letzten Geld einen Airbus 380 um 100000 Euro kaufen kann, aber keinen Flugzeughangar besitze, keine Startbahn habe, und das Flugzeug nicht fliegen kann. - Dann ist selbst ein Airbus 380 für 100000 Euro zu teuer."

Dies war die Vorgeschichte zum Anliegen von Schützenmeister Peter Fels. In einem sehr emotional gehaltenen Schreiben an Landesschützenmeister Kink in Garching-Hochbrück trug Fels seine Ansicht über Entscheidungen des BSSB vor. Fels mahnte nicht nur die finanzielle Beteiligung der Schützenmitglieder an, in weiteren Beispielen wies er auf Umstände hin, in denen die einzelnen kleinen Schützenvereine auf sich allein gestellt sind, und der BSSB als Dachverband, nach seiner Meinung, zuwenig Rückhalt bietet. Der Schützenverein Edelweiß Haimelkofen habe aus finanziellen Gründen auf den Ankauf von Immobilien verzichtet, da die Mittel nicht vorhanden bzw. nicht beizubringen waren und im Vergleich dazu der BSSB keine Mittel für seine Vereine zur Verfügung stellt, so Fels.

Der "Konter" von Landesschützenmeister Wolfgang Kink kam umgehend. In der Einleitung beruft er sich darauf, einige Sachverhalte zu klären und beginnt damit, den Kauf der Schießanlage zu beschreiben und zu rechtfertigen. Im weiteren Verlauf bezichtigt er Schützenmeister Fels der Verschwendung, in dem er überflüssig Versicherungen bei Veranstaltungen des Schützenvereins bezahlt.

 

 

Antwortschreiben des Bayerischen Sportschützenbund am 15.04.2009

Sehr geehrter Herr Schützenmeister Fels,

Danke für Ihr Schreiben vom 24.03.09. Der Bayerische Sportschützenbund schätzt die Beteiligung unserer Vereinsmitglieder an der Verbandspolitik und ist konstruktiver Kritik gegenüber immer aufgeschlossen. In Ihrem Schreiben finden sich jedoch so viele inhaltliche Unrichtigkeiten, Unterstellungen und deplatzierte Bemerkungen, dass wir uns entschlossen haben, Ihnen eine ausführliche Antwort zu übersenden. Da wir davon ausgehen, dass Sie Ihren Mitgliedern eine Kopie Ihres Schreibens übersandt haben, haben wir diesen unsere Antwort hierauf ebenfalls zur Kenntnis übersandt.

Der Bayerische Sportschützenbund hat am 14. Juni 2006 die Olympia-Schießanlage in Garching-Hochbrück mit einer Fläche von 24,5 ha zu einem Kaufpreis von 1.721.600,00 € erworben. Da der Referenzkaufpreis für bebaubaren Grund bereits bei 187,50 € liegt, können Sie ganz leicht selbst nachrechnen, wie günstig der Kauf der Olympia-Schießanlage gewesen ist.

Die Olympia-Schießanlage war bereits seit 1974 im Besitz des BSSB. Dieser hatte die Olympia-Schießanlage nach den Olympischen Spielen und deren Restabwicklung im Erbbaurecht übernommen. Das Erbbaurecht selbst war kostenlos, hiermit verbunden war allerdings die Auflage, nicht nur die Grundsteuer, sondern die gesamten Unterhaltskosten (Gebäudeinstandhaltung, Facilitymanagement, etc.) zu bezahlen. Ohne den Erwerb der Olympia-Schießanlage hätte der BSSB das Areal im Jahre 2020 renoviert und altlastenfrei zurückgeben müssen. Die Aussage, dass durch den Erwerb der Anlage keine zusätzlichen Kosten hinzukommen, war also absolut korrekt.

Dass bei einer Anlage, die 1972 gebaut wurde selbstverständlich von Zeit zu Zeit Renovierungsmaßnahmen erforderlich sein werden, kann niemand ernsthaft bezweifeln. Seit 1974 wurden immerhin knapp 7,2 Millionen €, die zu 70 % ! aus nicht rückzahlbaren Zuschüssen des Freistaats Bayern finanziert wurden, in die Anlage und deren Erhalt gesteckt. Dass die Anlage sich in gutem Zustand befand, belegt übrigens auch ein Gutachten, das von der Bundesrepublik Deutschland vor Verkauf der Olympia-Schießanlage in Auftrag gegeben wurde. Dass der Verband bei unserer Anlagengröße keine Baueigenleistungen mehr erbringen kann, versteht sich von selbst.

Absolut abwegig ist auch die Behauptung, der Kauf wäre gar nicht notwendig gewesen. Der ursprüngliche Erbbaurechtsvertrag wäre immerhin Ende 2020 abgelaufen. Wir können als Sportdachverband nicht so kurzsichtig denken, dass uns die Zukunft des Schießsports danach überhaupt nicht mehr am Herzen liegt. Da bereits erhebliche Begehrlichkeiten der umliegenden Gemeinden vorhanden waren, an Baugrund zu gelangen, erfolgte der Kauf keinen Tag zu früh. Wir hätten bereits jetzt die Schießanlage mit Gewinn wieder verkaufen können. Dies wäre jedoch völlig unsinnig, da der BSSB ein gleichwertiges Areal in ganz Bayern nicht mehr erwerben könnte.

Während der Laufzeit des Erbbaurechts hatte der BSSB keine Möglichkeit, aus der Vermietung oder Vermarktung des Objekts Einnahmen zu generieren, weil er nach der vertraglichen Regelung mit der Bundesrepublik Deutschland 50% hätte abgeben müssen.

Dies hat sich jetzt geändert. Hierbei kann allerdings nur dann eine anderweitige Nutzung erfolgen, wenn die Anlage nicht durch eigene Veranstaltungen ausgelastet ist und die Renovierungsmaßnahmen zum größten Teil abgeschlossen wurden. Vorrangig müssen und wollen wir allerdings in Hochbrück die eigenen notwendigen Sportveranstaltungen und Schulungen durchführen.

Wenn Sie darlegen, dass Ihrem Verein selbst der Erwerb Ihres Anwesens finanziell nicht möglich gewesen wäre, dann verstehen wir hieran einiges nicht. Der BSSB hat 4.737 Mitgliedsvereine. Er kann daher keine eigenen Zuschüsse an Vereine ausschütten. Mitgliedsvereine des BSSB haben die Möglichkeit Zuschüsse des Freistaates Bayern in Höhe von 25 %der zuwendungsfähigen Kosten im Rahmen des Sportstättenbaues über den BSSB zu beantragen. Sogar die Eigenleistungen werden als so genannte unbare Aufwendungen in den Zuschuss mit eingerechnet. Uns ist nicht bekannt, dass Sie jemals einen Zuschuss beantragt haben. Hierdurch hat Ihr Verein vielleicht unnötigerweise Geld verschenkt, das Sie vielleicht selbst in den Kauf Ihres Grundstücks hätten investieren können, um die eigene Zukunft des Vereins sicherzustellen.

Absolut unrichtig ist auch, dass der Betrieb des Gartenfestes, etc. nicht durch die Versicherung des BSSB abgedeckt ist. Der BSSB gewährt den Vereinen und den gemeldeten Mitgliedern einen umfangreichen Versicherungsschutz im Haftpflichtbereich, durch den z. B. die Bauherrenhaftpflicht und die Haftpflicht für Vereinsfeste, etc. abgedeckt sind. An den BSSB gemeldete Mitglieder erhalten darüber hinaus auch eine Unfallversicherung. Wenn Sie hier seit Jahren anderweitige Versicherungen unterhalten, haben Sie ebenfalls völlig unnötig Mitgliedsbeiträge Ihrer Vereinsmitglieder verschwendet. Sie haben es offensichtlich niemals für notwendig gehalten, sich hierüber als Vorstand überhaupt zu erkundigen.

Nach der Satzung des BSSB sind Vereine schlicht verpflichtet, alle Ihre Mitglieder zu melden. Dies bedeutet, dass sowohl aktive als auch passive und fördernde Mitglieder an den BSSB gemeldet werden müssen und beitragspflichtig sind. Nur hierdurch kann der Verbandsbeitrag niedrig gehalten werden. Dies wird mit gutem Grund auch bei den anderen Sportverbänden so gehandhabt. Wenn wir eine Zuwiderhandlung feststellen, müssen wir, da wir zur Gleichbehandlung aller Mitglieder als Verband verpflichtet sind, umgehend tätig werden.

Wenn Sie sich mehr aus den Verbandspublikationen informieren würden, könnten Sie sich, wie Sie aus unseren Ausführungen sehen, eine Menge Geld sparen, wodurch der Verein mit Sicherheit in der Lage wäre, den Verbandsbeitrag zu entrichten.

Und lassen Sie mich bitte noch eines zum Schluss sagen. Der Verband hat seine Beiträge unter anderem dadurch stabil gehalten, dass er externe Berater nur dann hinzuzieht, wenn dies nötig ist. Wir haben unter unseren eigenen Ehrenamtsträgern genug qualifizierte Personen, die sich mit Finanzdingen gut auskennen. Und wie es mit Vereinen an der Basis aussieht, weiß ich selbst am besten. Schließlich bin ich seit mehr als 30 Jahren 1. Schützenmeister des Polizeisportschützenvereins München e. V.

Wir laden jedes Jahr unsere Mitgliedsvereine zum Bayerischen Schützentag ein. Sie werden zudem bestens über Ihren Gau und den Bezirk informiert. Es würde Ihnen als Vereinsschützenmeister deshalb gut zu Gesicht stehen, konstruktiv an unseren Sitzungen mitzuwirken, statt sich mit unsachlichen Beschwerdebriefen vor Ihren eigenen Mitgliedern zu profilieren, denen Sie jetzt werden erklären müssen, warum Sie als Vorstand Geld verschenkt haben.

Mit bayerischem Schützengruß

Wolfgang Kink
1. Landesschützenmeister

(Dieses Schreiben ging an die Mitglieder des Schützenverein Haimelkofen)


 

 

Schreiben von Schützenmeister Peter Fels

 

 

Bayerischer Sportschützenbund e.V.

Ingolstädter Landstraße 110

85748 Garching-Hochbrück

                      Hofkirchen den, 25. April 2009

Sehr geehrter Herr Landesschützenmeister Kink,

in Ihrem Antwortschreiben vom 15.04.09 gehen Sie überhaupt nicht auf meine Belange ein, sondern greifen mich sofort persönlich an, ohne das nötige Hintergrundwissen zu haben.

Zugegeben, mein Schreiben an Sie war etwas provokant abgefasst – hätte ich dies aber nicht getan, so wäre es wahrscheinlich unbeantwortet irgendwo beim BSSB im Papierkorb gelandet und ich hätte nie mehr etwas gehört.

Zu den von Ihnen gegen mich angeführten Verschwendungsvorwürfen wäre erst mal folgendes zu sagen. Ich bin seit gut 4 Jahren Schützenmeister in unserem Verein. Der Bau unseres Schützenstandes geht auf das Jahr 1994 zurück, also lange vor meine Amtszeit. Welche, und bei wem Mittel dafür beantragt worden sind, liegt nicht in meiner Verantwortung.

Des Weiteren werfen Sie mir Verschwendung durch eine nicht notwendige Vereinshaftpflichtversicherung vor. Dann erklären Sie mir bitte, wer dafür aufkommen soll, wenn z.B. ein Gast bei diesem Fest zu Schaden kommt, ein Kind von der Treppe stürzt oder ähnliches. Überlegen Sie erst einmal ob es nicht eine größere Verschwendung war, an sämtliche Mitglieder unseres Vereins den an mich gerichteten Antwortbrief in Abdruck zu versenden. Aber Sie haben sich dadurch einen „Bärendienst„ erwiesen. Jetzt brauche ich nicht mehr jedes einzelne Mitglied von mir aus kontaktieren, sondern sie kommen alle von selbst auf mich zu und ich erfahre mehr Zuspruch als je zuvor. Außerdem ist die ganze Sache im Internet des „Bachlertales“ nachzulesen.

Ich möchte aber auf den Kern der Sache von meinem Brief vom 24.03.09 zurückkommen, weil ich den Kauf der Olympia-Schießanlage für eine Fehlentscheidung halte. Es mag zwar richtig sein, dass das Objekt weit unter Wert vom BSSB erworben worden ist, aber wenn ich mir etwas nicht leisten kann, dann darf ich es einfach nicht kaufen. Die Verantwortlichen kommen mir hier wie „Schnäppchenjäger“ vor, die sich der damit entstehenden Probleme nicht im Klaren waren. Und was die sog. qualifizierten Personen in Finanzdingen betrifft wäre ich etwas vorsichtiger und würde mich auf den gesunden Menschenverstand verlassen.

Man bedenke nur das Finanzdebakel der BayernLB. Hier waren nur Finanzfachleute und bayrische Politiker und Minister mit Finanzerfahrung am Werk.

In Ihren Ausführungen weist die Schießanlage in Hochbrück eine Fläche von 24,5 ha aus. Ich bin mir sicher, dass nicht das gesamte Areal vom BSSB benötigt wird und Sie könnten eine Teilfläche verkaufen und wären damit Ihre finanziellen Sorgen los. Bund und Land Bayern haben dies bereits in vielen Beispielen schon praktiziert. Die Verschärfung des Waffenrechts wird vielleicht den einen oder anderen Teil der Anlage überflüssig machen und eine Verkleinerung würde Sanierungs- und Unterhaltskosten sparen.

Dem BSSB geht es wie einer namhaften bayrischen Volkspartei – ihm laufen die Mitglieder in Scharen davon und damit entsteht ein finanzielles Dilemma. Bei den Entscheidungsträgern hat man noch nicht gemerkt, dass der Fehler dafür in der Führung liegt und nicht draußen bei den kleinen Vereinen.

Zum einen schrumpft die Mitgliederzahl durch den demographischen Wandel, zum anderen führen schärfere gesetzliche Bestimmungen und Auflagen zu einem Rückgang der Mitglieder. Auch sind nicht mehr alle Vereine mit den Entscheidungen des BSSB einverstanden und es ist Land auf und ab Groll über die Verbände zu hören und es regt sich allmählich Widerstand. 

Wenn man beim BSSB glaubt, durch höhere Verbandsbeitrage dies ausgleichen zu können, wird er einen noch nie da gewesenen Rückgang seiner Mitgliederzahl erleben.

Ich kann nur allen Schützenmeistern anraten, nicht am Schießbetrieb beteiligte Schützen beim Gau bzw. beim BSSB abzumelden, um den überzogenen Verbandsbeitrag einzusparen. Es wäre auch anzuraten eine Vereinsaufspaltung in Sport- und Gesellschaftsverein vorzunehmen, da ansonsten das Schießen für die breite Masse zu teuer wird und nicht mehr finanzierbar bleibt. (siehe dazu auch den Beitrag auf S. 26 der Schützenzeitung April/2009)

Mit freundlichen Grüßen

Peter Fels
1. Schützenmeister

090501

wp