Zeitgeschehen


Kirchen der Heimat läuten auch im Internet
Richard Stadler versammelt auf seiner Homepage alle Gotteshäuser des Altlandkreises

354 Kirchen und Kapellen aus dem Altlandkreis Mallersdorf - so viele lassen sich auf der Internetseite www.richard-stadler.de von Richard Stadler aus Hofkirchen bestaunen. Der neueste Coup des heimatverbundenen Computerspezialisten: Besucher seiner Homepage können jetzt sogar die Glocken läuten hören.


Richard Stadler vor seinem Computer. Von hier aus betreut er seine Homepage, auf der er sämtliche Kirchen des Altlandkreises Mallersdorf versammelt hat. (Foto: rac)

Es gibt kaum eine Kirche oder Kapelle im Altlandkreis, die noch nicht auf Richard Stadlers Internetseite vertreten ist. Auf zahllosen Fotosafaris hat der Hofkirchener die vielen Gotteshäuser im Altlandkreis abgelichtet, um anschließend die Bilder samt kirchengeschichtlicher Beschreibung auf seine Internetseite zu laden.

Mit diesem ungewöhnlichen Hobby hat er vor etwa fünf Jahren begonnen. Da Richard Stadler, beruflich viel in der Gegend des Altlandkreises unterwegs ist, hat er irgendwann damit angefangen, die Kirchen der Orte, in die er kam, zu fotografieren. Als er die ersten 20 abgelichtet hatte, brachte ihn ein Freund auf die Idee, die Fotosammlung zu veröffentlichen. Für Stadler lag es wegen seines Berufes als Computerfachmann nahe, dafür eine Internetseite zu erstellen.

Gesagt, getan: als erstes Gotteshaus ging die Klosterkirche Mallersdorf online. In den letzten fünf Jahren hat es Richard Stadler auf diese Weise auf 354 Kirchen und Kapellen gebracht - Tendenz steigend. Die nächsten 16 abgelichteten Gotteshäuser liegen bereits auf seinem Schreibtisch zur Bearbeitung. Sein ursprüngliches Ziel, alle Kirchen des Altlandkreises zu fotografieren, hat er mittlerweile etwas weiter gesteckt. „Ich habe mich jetzt schon auf die angrenzenden Landkreise ausgeweitet`, erzählt er.

Viele der Kirchen hat er sich bei sonntäglichen Familienausflügen erradelt, Dabei fährt er aber nicht einfach ins Blaue, sondern überlegt sich vorher mit Hilfe von detailliertem Kartenmaterial des Landesvermessungsamtes eine Route zu Gotteshäusern, die er noch nicht auf seiner, Homepage hat. Von einer Fahrradtour, die er vor kurzem in Richtung Sünching unternommen hat, brachte er beispielsweise die Bilder der Sünchinger Krankenhauskapelle mit. Wieder zu Hause angekommen bearbeitet Richard Stadler die geschossenen Fotos und recherchiert die Geschichte des abgelichteten Gotteshauses. Dafür hat er in dem Regal über' seinem Schreibtisch einige Bücher aus der Fachliteratur stehen. Im Lauf der Zeit hat er sich so ein beachtliches Fachwissen über die Kirchen seiner Heimat angeeignet. „Wenn ich einen Kirchturm sehe, dann erkenne ich die dazugehörige Kirche sofort", erzählt er. Seine Lieblingskirche im Altlandkreis ist die Kirche in Hadersbach bei Geiselhöring.

Warum es ihm gerade Kirchen angetan haben und keine alten Bauernhöfe oder Rathäuser, ist für Richard Stadler schnell beantwortet. „Ich war als Junge Ministrant und bin mit der Kirche aufgewachsen", erzählt er; Außerdem seien die Kirchen meist die charakteristischsten Gebäude der Gemeinden. „Eine Kirche gibt dem Ort sein eigenes Gesicht."

40 000 Besucher
Mit seiner Internetseite stößt Richard Stadler auf reges Interesse. Allein in diesem Jahr haben bereits etwa 40 000 Menschen die Homepage angeklickt. Immer wieder erreichen Richard Stadler auch positive Rückmeldungen, die teilweise sogar von anderen Kontinenten kommen. „Ein Mann, der vor 55 Jahren von Grafentraubach nach Australien ausgewandert ist, hat mir geschrieben, wie viel es ihm bedeutet hat, seine Heimatkirche noch einmal im Internet sehen zu können", erzählt Stadler. Um dem Auswanderer eine Freude zu machen, ist er noch einmal nach Grafentraubach gefahren und hat das Glockengeläut der dortigen Kirche aufgenommen, um es anschließend ins Internet zu stellen. „Daraufhin hat mir 'der Australier geschrieben, dass ich einem alten Mann eine große Freude gemacht habe."

Die Möglichkeit, im Internet dem Läuten der Kirchenglocken zu lauschen, ist einer von Stadlers neuesten Einfällen. Bislang hat er das Läuten von fünf Kirchenglocken ins Netz gestellt. Überhaupt ist er ständig damit beschäftigt, seine Internetseite so aktuell wie möglich zu halten. Die Bilder seiner liebsten Kirche in Hadersbach hat er bereits sechs Mal aktualisiert.

Vor kurzem hat sich Richard Stadler eine neue Digitalkamera zugelegt. Damit wartet nun ein ganzer Berg von Arbeit auf ihn. Denn jetzt heißt es wieder ausrücken und neue Fotos von alten Kirchen machen. Seine Familie ist meistens mit dabei. Sein Sohn, der 13-jährige Konrad, muckt allerdings ab und an, wenn es wieder mit dem Radl auf Fotosafari geht: „Ich fahr schon immer gerne mit, aber der Papa braucht halt immer so lang, bis er die Kirchen fürs Internet fotografiert hat."

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Christian Raffer in der Laberzeitung am 29. Sept 2005