von Ulrich Goß, Grafentraubach 02/2001
Die
aktuellen Zahlen über die Tierbestände in der Gemeinde Laberweinting zeigen in
welchem Umfang die Landwirte in der
Gemeinde Laberweinting von der seit
mehr als zwei Monate dauernden Diskussion über Rind- und Schweinefleisch
nachteilig für ihre Betriebs- und Wirtschaftsführung berührt werden.
Hoher
Viehbestand
Während sich die Zahl der Landwirte in der Gemeinde immer mehr verringert bleibt die Zahl der Tiere weitgehend gleich.
Neben einem Bestand von fast 12.000 Schweinen stehen in den Ställen der Bauern mehr als 2.200 Rinder in den verschiedenen Bestandsklassen.
Bürgermeister Eggl hatte dies zum Anlass genommen sich bei einigen rinderhaltenden Betrieben vor Ort über die Situation bei der Rinderhaltung zu informieren.
So gibt es in der Gemeinde im wesentlichen zwei verschiedene Arten der Rinderhaltung. Ein Teil der Betriebe steht gleichsam auf zwei Beinen, die Milchwirtschaft zum einen und zum anderen die Bullenmast. Andere Betriebe haben sich ausschließlich auf die Rindermast spezialisiert.
Bürgermeister
Eggl zu Besuch auf dem Poschenhof bei Heil Karl
In Poschenhof z.B. stehen insgesamt mehr als 100 Rinder, davon 35 Kühe für die Milchwirtschaft. Der gesamte Bestand wird aus eigener Zucht gebildet.
Die Tiere
werden in sogenannten Laufställen gehalten und im Sommer gehen die Tiere auf
die Weide. Die Fütterung erfolgt ausschließlich mit Silomais, Grassilage,
frischem Gras und Kraftfutter, wobei Letzteres im Betrieb selbst aus
Getreide, Soja und Mineralstoffen hergestellt wird. Die Verwendung von
Tiermehl ist ausgeschlossen.
Wohin mit den Kühen?
Während
die Milchwirtschaft in diesem Betrieb derzeit noch weitgehend reibungslos läuft,
bildet die Verwertung der Kühe nach Ablauf der Standzeit von 5 bis 6 Jahren ein
ernstes Problem. Rund 10 Kühe, so Landwirt Heil, stehen alleine in seinem
Betrieb zum Verkauf an, eine Verwertung dieser
Tiere ist praktisch jedoch nicht mehr möglich. Zwar gibt es noch die Möglichkeit,
den Stand der Tiere zeitlich um einige Wochen zu strecken, aber dies wird die
kritische Situation nicht lösen.
Bullenmäster in schwieriger Lage
Schwieriger ist es für Betriebe, die ausschließlich auf die Bullenmast gesetzt haben. Ein Besuch bei Kick Johann in Kreuth machte dies deutlich. Bei einem Tierbestand von 100 Stück und einer Standzeit von eineinhalb Jahren stehen jetzt acht Rinder zum Verkauf an, ob sich allerdings jetzt ein Abnehmer findet ist ungewiss. Auch auf diesem Hof wird auf eine Mästung der Tiere mit eigenem Futter gesetzt. Der Zukauf der Kälber wird in diesem Betrieb nur aus bestimmten kontrollierten Betrieben vorgenommen.
Der Preisverfall und das vorhandene Überangebot werden solche Betriebe vor eine schwierige Zeit stellen, in der die Produktionskosten kaum mehr erwirtschaftet werden können.
Die Zeit des vergangenen Herbstes, als Angebot und Nachfrage nach Rindfleisch sich die Waage hielten und die Rinderhaltung für die Betriebe eine wirtschaftliche Grundlage bildeten, scheint jetzt vorbei zu sein.
Das von der Politik gestartete Vernichtungsprogramm von 400.000 Rindern stellt nach Ansicht der Rinderhalter keine Lösung dar, weil die Bestände seit Beginn der Krise zu stark angewachsen sind und damit kein Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Rindermarkt geschaffen werden kann.
Von 14 Millionen Rindern in Deutschland werden allein in Bayern 4 Millionen in den meist noch relativ kleinen bäuerlichen Betrieben gehalten.
Existenz
bedroht
Für die Landwirte ist es vor allem psychologisch sehr schmerzvoll, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass ihre Tiere vernichtet und sinnlos getötet werden, vermutlich wird jedoch kein anderer Weg bleiben, sich an diesen Aktionen als letzte Konsequenz zu beteiligen.
Die Hoffnung, dass sich ein Gleichgewicht auf dem Rindfleischmarkt einstellen wird, haben zwar die Landwirte, die Aussicht darauf ist gering und so sehen sich die Rinderhalter auch in ihrer Existenz bedroht.
Erschwerend kommt hinzu, dass ein Rinderhalter nicht so schnell auf eine geänderte Marktsituation reagieren kann wie z.B. ein schweinehaltender Betrieb, den die Standzeit eines Rindes beträgt rund 18 bis 20 Monate.
Landwirt Heil geht sogar so weit zu sagen, dass diese Krise politisch gewollt ist um wegen der anstehenden Osterweiterung der EU die Preise dem dortigen Preisniveau anzugleichen. Die Landwirtschaft habe immer den Vorreiter bei der EU-Erweiterung machen müssen, und so werde es auch dieses Mal sein, wobei Nutznießer wie immer die Industrie sein wird.
Alle Landwirt beklagten jedoch die Unfähigkeit der Politik, eine umfassende Handlungsstrategie zu entwickeln, die der Landwirtschaft wieder eine Perspektive geben kann. Die schlagzeilenheischende Presse habe dabei einen ganz erheblichen Anteil an dieser Entwicklung. Es sei zuviel geschrieben worden, zuviel Unsachliches und schlichtweg Falsches, was zur panischen Verunsicherung der Verbraucher geführt habe.
Die ungewisse Zukunft ist es, die die Rinderhalter plagt, wobei sie ihre Aussichten eher pessimistisch beurteilen.