Das Bachlertal feiert
Fasching und blickt damit auf eine bewegte Zeit zurück, aber auch auf eine
Zeit mit vielen Faschingshöhepunkten, Frohsinn und Heiterkeit. Schon vor
mehr als 100 Jahren haben sich die Bürger dieses Landstriches aufgemacht
und gemeinsam Fasching gefeiert.
Wenn am Faschingssonntag um 13:13 Uhr in Haimelkofen der Umzug startet,
dann beginnt für die Bachler der 19. große Faschingszug der jüngeren
Geschichte. Die älteren Dokumente verdanken die Bachler den damalligen
Fotografen, welche das Faschingstreiben festgehalten haben. Es waren dies
1910 Ferdinand Pöschl aus Haimelkofen, danach Vinzenz Kammermeier sen. aus
Leitersdorf und Jakob Lehner aus Laberweinting im Jahr 1938.
Der Fasching am Boch wie er in diesen Tagen genannt wird verbindet die "Bachorte"
zu einer verschworenen Gemeinschaft. Wie an einer Perlenschnur sind die
Orte Weichs, Osterham, Hofkirchen, Haimelkofen, Asbach und Leitersdorf an
dem Bächlein "Bayerbach" aufgereiht. Von diesem Fluß ist der Name "Bachler"
abgeleitet. Alle Einwohner wurden seit altersher, von den Bürgern der
umliegenden Orte und Gemeinden liebevoll, kurz und prägnant "de Bachler"
genannt. Eine oft verwendete Ableitung ist auch der Begriff: "da Boch"
oder "am Boch draußen". Aufgrund der vielen Orte ist es einfacher, sich
einen Namen (Bachler) zu merken. Die symbolische Übersetzung ins
Hochdeutsche würde wohl lauten: "...am Bach wohnend ...." So hat sich der
Name "Bachler" bis in unsere Zeit erhalten, und ist für die Bewohner des
Landstrich ein Symbol des Zusammenhalts und reger Vereinstätigkeit
geworden.

Im Zeitalter der Industrialisierung wurde Fließbandrasur beim Bader in
Hofkirchen durchgeführt
Fasching vor mehr als 100 Jahren wurde unter ganz anderen Voraussetzungen
gefeiert. Die Landwirtschaft dominierte das Leben auf dem Land. Die Masken
und die Kleidung war einfach, keineswegs so bunt wie wir heute Fasching
erleben. Schon die Farbkombinationen schwarz und weiß stellte eine
Maskierung dar. Dunkle, unempfindliche Farben beherrschten die
Kleiderordnung. Für den Fasching wurden die "nochälteren" Kleidungsstücke
aus den Schränken geholt. Wenn man 1910 von einer Maskierung sprach, dann
war der Begriff "Maschgara gehen" in aller Munde. Abgeleitet wurde dieser
Begriff von der Maske. Und eben diese Maske wurde von den Knechten und
Bediensteten in den kalten Wintertagen in Handarbeit aus dem
entsprechenden Hölzern geschnitzt oder es wurden Köpfe angefertigt die mit
natürlichen Klebstoffen wie "Mehlpappe" zusammen gehalten wurden. Als
Vorlagen diente oft die einheimische Tierwelt, denn diese Körper waren den
Menschen vertraut. Auch exotische Masken wurden nach spärlichen Vorlagen
erstellt. Als Informationsquellen dienten zu dieser Zeit Bücher und
Zeitungen die in bestimmten Abständen verkauft wurden. Fasching 1910 war
den Männern vorbehalten - nur wenige Damen durchbrachen die
Männerdominanz.

Faschingshochzeiten waren auch 1910 sehr beliebt. Dazu ein Wagen mit
Zootieren.
Auch der
Faschingsverlauf war anders. Die lustigen "Maschgara" trafen sich in
Weichs mit ihren landwirtschaftlichen Wagen, die von Ochsen gezogen
wurden. Auf den hölzernen Leiterwägen waren die maskierten und
unmaskierten Teilnehmer und zogen zum Gasthaus nach Haimelkofen.
Überliefert ist ein Begriff, der aus der Faschingszeit stammt: "...die
Weichserer Lumpen kommen!" 1910 wurde ein Käfig-Wagen mit wilden Tieren
gezeigt, was offensichtlich einen Zoo darstellen sollte. Eine andere
Abbildung zeigt in der Zeit der aufstrebenden Industrialisierung eine
Rasur am Fliesband um den flotten Arbeitsfortschritt zu dokumentieren. In
Haimelkofen wird von Faschings-Fußballspielen, Faschingshochzeiten,
Versteigerungen, Ringelstechen, Schubkarrenrennen, Sackhüpfen und andere
Belustigungen berichtet.
1938 hatte der Zug der in Weichs mit Kühe-, Ochsen- und Pferdegespannen
gestartet war eine erstaunliche Länge. Vorne dran ein Reiter in Uniform,
der den zwölf Gespannen voraus ritt. In diesem Faschingszug fuhr das erste
Motorrad der Region und hatte sich hinter einer Verkleidung versteckt, die
ein kleines Schiff darstellte. Ein Faschingswagen prangerte die Leiden in
der kommunistischen Sowjetrepublik an. Die Bilder von 1947 zeigen dann zum
ersten Mal die holde Weiblichkeit auf den Holzwägen. Ein Gefährt ist sogar
überfüllt mit jungen Damen, die sich hinter der Kutscherin sichtlich wohl
fühlen. Die Fahrtrichtung ist geblieben, denn die Wagen bewegten sich von
Weichs nach Haimelkofen. Am Straßenrand standen die älteren Männer und die
Kinder. Die einzelnen Wagen wurden mit Tannenzweigen und auch mit Farbe
auffälliger dargestellt. Danach wurde der Fasching in den örtlichen
Gaststätten gefeiert.
Am 19. März 1980 begann dann für den Fasching im Bachlertal ein neues
Zeitalter. Durch die Eigeninitiative von + Günther Zuckmantel und + Ludwig
Heinrich wurde das Augenmerk wieder auf eine Veranstaltung gelenkt, die in
Haimelkofen stattfand. Die beiden grillten Ripperl und um das wärmende
Feuer versammelten sich die Besucher. Schon ein Jahr später lautete die
Einladung: 1. Großer Faschingsmarkt in Haimelkofen. Unter der Regie des
Bachler Stammtisch stand ua. Eselreiten auf dem Programm. Hunderennen,
stärkster Mann, Tierschau, Männerballett und Schubkarrenrennen standen bis
1989 unter dem Titel Faschingsmarkt auf dem Programm. Chronist Peter
Zuckmantel beschreibt den Faschingsmarkt 1990 zum ersten Mal mit einem
Umzug, dem bei einem "Jahrhundertfrühlingstag" mehr als 2000 Besucher
zusahen. 1994 waren es 20 Wagen und 5000 Besucher. Zwei Jahre später
diagnostizierten die Verantwortlichen ein Sauwetter und nach dem Umzug
waren alle Besucher weg.
Dies war dann der Hauptgrund dafür, dass die Organisatoren nach Hofkirchen
umzogen, um die räumlichen Möglichkeiten im Gasthaus Roßmeier und bei KFZ
Limmer zu nutzen. Die Erwartungen wurden 1998 erfüllt, als mehr als 7000
Besucher den neuen Veranstaltungsort einweihten. Im Jahr 2000 betrat die
Hofkirchener Garde zum ersten Mal das Tanzparkett und verhalf zu neuen
Rekordzahlen. Der Fasching am Boch hatte sich etabliert und die Besucher
kamen aus benachbarten Regionen und auch die Faschingswagen nahmen
teilweise eine Anreise von 40 km auf sich um in Hofkirchen dabei zu sein.
2004 zählte der Organisator bei guten Witterungsbedingungen 46 Wagen und
eine neue Rekordkulisse. 2008 titelte die Laberzeitung: Die Sonne lacht
beim Fasching am Boch - Diese Veranstaltung stellte alles bisherige in den
Schatten. Die Umzugsteilnehmer und die Wagen (Transrapid und Black Pearl)
waren eine Klasse für sich. Als die Sonne hinter den Dächern des
Bachlertals versank, war klar, dass die 9000 Besucher den bisher größten
und erfolgreichsten Bachlerfasching aller Zeiten miterlebt hatten. 45
Wagen und Fußgruppen machten den 16. Fasching am Boch zu einem
unvergesslichen Erlebnis. Viele interessante Wagen und Gruppen brachten
die Besucher zum Staunen.
Am Faschingssonntag tritt der Landstrich erneut an, um den Besuchern einen
interessanten und fröhlichen Fasching zu bieten. Für die Bewohner der
einzelnen Bachorte ist es eine große Herausforderung bis alles vorbereitet
ist. In der ostbayerischen Faschingwelt hat sich der Fasching am Boch als
eine Art Geheimtipp etabliert. Die Veranstaltung ist bei Jung und Alt
gleichermaßen beliebt. Wagen und Fußgruppen für den Umzug sollten aus
organisatorischen Gründen unter bachlertal.de angemeldet werden. Gerne
beantwortet Stefan Heinrich, Vorsitzender der Bach-Vereine und Organisator
Tel. 08772 5908 ihre Fragen.
Auch diesmal gibt es viele Programmpunkte. Die aktuellste Meldung hat die
Laienspielgruppe Hofkirchen genannt: "ABBA kommt" - damit ist klar:
Fasching am Boch ist auch 2014 ein Erlebnis.
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