Hans, der Krötenbesitzer

Unsere Geschichte hat sich zugetragen im Sommer anno 2003, just zur Zeit des großen Gründungsfest der Edelweißschützen Haimelkofen.

Auf dem Gründstück genau gegenüber der Festwiese hatte ein ehrenwerter und hier nicht näher genannter Bürger Haimelkofens einen Gartenteich angelegt. Das ganze war als Biotop gedacht und deshalb mit Pflanzen und Lebewesen bevölkert. In den Wochen vor dem großen Fest bemerkten die (weiblichen) Nachbarn in jeder Nacht urtümliche und furchterregende Geräusche: "quak - quak" hies der Laut, der den Menschen in der Nachbarschaft den Schlaf raubte. Der Geräuschpegel muss gewaltig gewesen sein, und man machte sich daran, den Urheber zu ermitteln. Mit vereinten Kräften wurde der Verursacher der Laute geortet. Es war eine Kröte im Gartenteich von Hans "Krötenbesitzer". Dieser wurde umgehend genötigt und bedroht, die Kröte sofort zu entfernen, da dieses Tier den Menschen die nächtliche Ruhe stört.

Soweit also der Sachverhalt - Hans Krötenbesitzer überstürzte nichts. Wie ? Wo ? Wann ?  - alles muss bedacht sein, wenn man eine Kröte aus dem Teich nimmt. Das biologische Gleichgewicht darf nicht gestört werden! Womöglich stört man die Kröten beim Liebesleben!

Ein geeigneter Umsiedlungsplatz muss gefunden werden. Wie erwähnt, Hans nahm sich Zeit, allerdings zum Leidwesen der Anwohner, denn diese hatten Nacht für Nacht das zweifelhafte Vergnügen. Schließlich konnte sich der Grundstückseigentümer doch zu einer Fangaktion durchringen. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte Sylvia S. Geburtstag. Krötenbesitzer Hans wollte die Gelegenheit beim Schopf packen und die Kröte (und damit auch das Problem) umsiedeln. Sylvia S. erhielt als Geschenk einen Brunnen und darin sollte die Kröte als "Froschkönig" platznehmen. Mit einem Kescher bewaffnet schritt er an das Ufer seines Teiches. Nach einigen suchenden Blicken fand er eine der Kröten an einem schattigen Platz, holte mit seinem Fanggerät aus - und schwupp sprang das Tier an seinem Hals vorbei und über seine Schulter wieder in den Teich. Hans Krötenbesitzer fiel das Herz buchstäblich in die Hose und entging knapp einem schweren Herzinfarkt. Hans beschreibt mit großräumigen Handbewegungen das Reptil wie folgt: "Es sprang auf mich zu und ich konnte mich gerade noch in Sicherheit bringen. Das Untier hatte Augen, so groß wie die Handflächen eines Mannes, - und erst das gewaltige Gebiss des Tieres: furchterregend ...!!!"

Nach diesem schrecklichen Erlebnis nahm er wieder Abstand von der Umsiedelungsaktion. Aber das Gründungsfest der Edelweißschützen wird bald abgehalten, da kann es nicht sein, dass eine Kröte die Festbesucher direkt am Festzelteingang stört. Und erst die Leute! - alle werden lachen. Nein, diese Blamage wollte sich Hans Krötenbesitzer nicht antun. Also, eine erneute Fangaktion wurde angesetzt.

Das Einfangen der beiden Tiere ging diesmal problemlos von statten. Mit der jetzt vorhandenen Erfahrung war es praktisch ein Kinderspiel die beiden in den nahe gelegenen Staatsforst zu ihren "Verwandten" umzusiedeln. Hans fuhr mit den Aussiedlern in den Wald und entließ die Kröten in die Freiheit. Auf der Heimfahrt war er innerlich richtig glücklich über seine gelungene Aktion. Im Hause Krötenbesitzer begab man sich des Abends zur wohlverdienten Ruhe. Auch die Nachbarn waren über die geglückte Umsiedelung informiert und freuten sich auf die erste ruhige Nacht seit langem. Der nahegelegene "Boch" plätscherte in dieser Sommernacht in seinem Bett ruhig dahin, das Mondlicht blinzelte durch die hohen Bäume und spiegelte sich an der Wasseroberfläche. Die Wildenten haben ihren Ruheplatz gefunden und einige Katzen fauchten sich auf der Wiese gegenseitig an. Johannes träumte vermutlich vom FC Bayern, Hermann sen. von der Meisterschaft der 60er, Max von der großen Liebe und Edi leerte das letzte Glas Rotwein.

Aber "irgendwie und sowieso" macht es plötzlich irgendwo:

"Quak - Quak.........."

Die Lichter gehen an, die Fenster gehen auf, Figuren erscheinen in den Fenstern, hören dem Gequake vorübergehend zu, verharren wie erstarrt, drehen sich nach einer Weile wieder kopfschüttelnd um und schließen das Fenster  hinter sich. - Alles wie gehabt! - Ist Hans Krötenbesitzer ein Lügner, oder ein Scharlatan? Nach einer nervenaufreibenden  Quak-Quak-Nacht muss Hans feststellen. "Der Kampf geht weiter."

Allerdings kamen jetzt die Tage des Gründungsfestes. Die Kröte nahm den Wettstreit mit den musikalischen Darbietungen auf und wenn die Künstler nicht soviel Technik eingesetzt hätten, dann wäre die kleine Kröte lauter gewesen als die Musiker. Die zahlreichen Besucher des Festes sind gerade mal 5 Meter an diesem Teich vorbei gegangen und haben die Kröte gehört.

Nach den Festlichkeiten sollte dann aber endgültig Schluß sein mit dem Gequake. Da die bisherigen Techniken nur einen Teilerfolg gebracht haben, besinnt sich Hans Krötenbesitzer nun auf seine technischen Kenntnisse. In seiner Eigenschaft als erfahrener Feuerwehrmann und ehemaliger Kommandant ist ihm bekannt, wie Wasserbecken entleert werden müssen. Bei der Feuerwehr wird die Tragkraftspritze angesetzt und ruckzuck ist der Weiher leer. "So ein Biotop", denkt sich Hans "läßt sich locker mit einer Gartentauchpumpe entleeren." Er ging in den Keller und holte seine Pumpe um diese fachmännische im Teich einzusetzen. "So ein kleiner Teich ist eigentlich sofort leer, lange kann dies nicht dauern." Hans vertritt sich einwenig die Füße und kommt dann wieder zu seiner Pumpe zurück. Das Biotop ist noch immer voll. Er überprüft die Pumpe, die Funktionsfähigkeit des Aufbaus, es ist alles in Ordnung, nur das Pumpvermögen der Maschine ist bei weitem zu gering. Die große, mächtige und starke Kröte kann er nicht ausmachen. In der Nachbarschaft besorgt er sich 3 weitere Pumpen, die er dann einsetzt. Geschlagene drei Stunden arbeiten die vier Pumpen gemeinschaftlich auf Hochtouren um den Gartenteich zu entleeren. Am Ende der Saugaktion schwimmt die Kröte, es war dann nur noch eine, im letzten Wasser.

Auch dieses Tier wurde gemäß den Haimelkofener Artenschutzgesetz in die nahegelegenen Weiher des Staatsforstes umgesiedelt. Allerdings beklagt der Besitzer jetzt eine gewisse Art von Artenarmut in seinem Teich und verweist darauf, das eine ganze Reihe des intakten Biotops zerstört wurde.

Es sind die kleinen Dinge des Lebens, die das Bachlertal so lebenswert machen. Diese Geschichte ist eine davon.

2003-07-31

bachlerschpotz