Bachler Obst- und Gartenbauverein
Kräuterbuschen |
Bei uns auf den Dörfern wird
das Brauchtum noch gepflegt, wie zum Beispiel ein Kräuterbuschen zu
Maria Himmelfahrt am 15. August. Der Kräuterbuschen wird dann hier in
der Gegend feierlich in der Kirche geweiht. Er soll Heilkräfte
besitzen, die sich die Landbevölkerung in Urzeiten zunutze machte:
Unter dem Dachboden aufgehängt, soll er vor Blitzschlag schützen,
unter dem Kopfkissen das Eheglück, im Viehfutter die Gesundheit der
Tiere und im Kochtopf die des Menschen fördern. Wer sich auf den Feldrainen, am
Waldrand oder entlang der Forstwege am Poschenhof, am Sauwinkel oder in
Asbach am Juchhe oder im Fuchsenholz etwas umsieht, wird sicher bald
eine Reihe der nachfolgend aufgeführten Kräuter und Heilpflanzen
finden. Um den Strauß etwas bunter zu gestalten kann man auch aus dem
Blumengarten einige Blüten ergänzen. Im Zentrum des Straußes steht die Königskerze, eine Pflanze, die nur an den sonnigsten, wärmsten und trockensten Plätzen zu finden ist. Der Kräuterbuschen ist eine Art
traditionelle Winterapotheke. In diesen Buschen kommen verschiedene Kräuter,
die einen farbenprächtigen und würzig duftenden Strauß ergeben. Im Kräuterbuschen,
den meine Frau im letzten Jahr gebunden hat, fand ich unter anderem
folgende Kräuter und Pflanzen:
Früher gehörten zu einem richtigen Kräuterbuschen 77 verschiedene Gräser und Kräuter. Unter anderem sammelten die Frauen Getreideähren, Hopfen, Fenchel und Baldrian. Kräuter wie Lavendel, Petersilie, Salbei und Kamille durften ebenso wenig fehlen wie Johanniskraut und Fünffingerkraut. Mittelpunkt des Kräuterbuschens sollte eine Königskerze, oder auch Muttergotteskerze genannt, sein. Der Buschen sollte an einem dunklen und kühlen Platz aufgehängt werden, damit die Farben und Heilwirkungen erhalten bleiben. Susanne Fischer-Rizzi schreibt
zu den Kräuterbuschen in ihrem Buch ‚Medizin der Erde', das 1999 im
Heyne-Verlag erschienen ist: "(…) die Zeit zwischen
dem 15. August (Mariä Himmelfahrt) und dem 8. September (Mariä Geburt)
wurde der ‚Frauendreißiger' genannt und galt seit jeher als besonders
günstige Zeit zum Kräutersammeln. Diese Zeit beginnt mit der Weihe
eines Kräuterbüschels in der Kirche am 15. August. Dass es sich hier
um ein bewusst magisches Ritual handelt, darauf deutet die genau
vorgeschriebene Anzahl der Kräuter. Der Büschel durfte nur 9, 15, 77
oder 99 Kräuter beinhalten. Dies sind alte magische Zauberzahlen, deren
rituelle Verwendung sich bis in babylonische und assyrische Zeit zurückverfolgen
lässt. Richard Stadler - 08.2001 |
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