Die Arbeit, das Sach' und der Tod


Das Leben in Niederbayern um 1910 in Bildern
Buchvorstellung "Die Arbeit, das Sach' und der Tod"
Autoren: Dr. Johann Kirchinger, Holztraubach und Richard Stadler, Hofkirchen


Am Sonntag war Zeit zum flanieren, auch wenn die Straße nicht geteert war und der Ausflug zum örtlichen Gänsanger führte

Zur Buchvorstellung hatte der Volk-Verlag und die Autoren in den Saal des Gasthauses Roßmeier geladen.  Michael Volk begrüßte die zahlreichen Gäste und zeigte sich erfreut, dass durch auswärtige und einheimische Gäste die erwartete Besucherzahl übertroffen wurde.


Der Verlagsleiter führte aus, wie es zum Druck dieses Buches "Die Arbeit, das Sach' und der Tod" gekommen war. Positiv überrascht zeigte sich Volk über die Reaktionen aus Fernsehen und überregionaler Presse. So hat das Bayerische Fernsehen bereits zwei Berichte aufgenommen und die Süddeutsche Zeitung hat das Buch wohlwollend eingestuft. Eine besondere Würdigung druckte der Münchner Merkur auf zwei Seiten mit einer Mischung aus Berichterstattung und humorvoller Darstellung.


Bürgermeister Xaver Eggl zeigte sich erfreut darüber, dass dieses Projekt von regionalen Autoren aus dem Nachlass von Luise Pöschl verwirklicht werden konnte.


Autor Richard Stadler ging dann ins Detail. Er berichtete über die Fotoplatten, die in Haimelkofen gefunden wurden. Das auf einem Dachboden gefundene Fotoplattenarchiv des in Niederbayern tätigen Fotografen Ferdinand Pöschl (1877-1914) ist eine kleine Sensation. Erstmals konnten nun seine Werke aus den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg veröffentlicht werden. Initiator der Buchveröffentlichung war der Historiker Dr. Johann Kirchinger aus Holztraubach. Stadler berichtete über eine außerordentliche technische Qualität der Glasplatten bzw. der Fotografien, die er im Scannverfahren digitalisierte. In mühsamer Kleinarbeit mussten die gescannten Aufnahmen zusammengesetzt und bearbeitet werden. Am Ende kam ein eindrucksvoller Bildschatz aus den Jahren zwischen 1908 - 1914 aus Niederbayern zum Vorschein.


Über das Leben des Fotografen Ferdinand Pöschl referierte Dr. Johann Kirchinger. Die kurze Wirkungszeit des im Münchner Raum ausgebildeten Fotografen begann zunächst in Planegg, ehe er sich mit seiner Gattin in Haimelkofen in einer Kramerei und er als Fotograf niederließ. Kirchinger erklärte, dass es in dieser Qualität und Zusammenstellung über das Leben in einer Region - hier Niederbayern - nur sehr wenige zusammenhängende Bildüberlieferungen gibt. Aus diesem Grund sei der Nachlaß von Ferdinand Pöschl für den bayerischen Raum einzigartig.

 

Der Fotograf hat sein Handwerk verstanden, es gibt nur ein einziges Bild, welches einen Ansatz von "verschwommen" erkennen läßt. Dies ist ein Selbstportrait, bei dem er es offensichtlich nicht mehr geschafft hat, rechtzeitig vor die Kamera zu kommen. Das Bildarchiv lässt sich in Auftragsarbeiten und Postkartenentwürfen aufteilen. Das wertvolle an den Bildern ist nicht nur, dass der Huber-Bauer und der Ammer-Bauer auf den Fotos zu sehen sind, sondern dass man anhand der Bilder die Lebensweise, die Arbeitsweise, die Kleidung und den Alltag erkennen kann. Genauso wie es eben der Titel des Buches: "Die Arbeit, das Sach' und der Tod" ankündigt.


Eine Aufnahme von großem historischen Wert: der Dorfplatz von Hofkirchen um 1910 – idyllisch als Postkartenmotiv

Dr. Kirchinger hatte in historischen Quellen aus kirchlichen und staatlichen Archiven gesucht und die Bilder mit fundierten Hintergrundbeschreibungen kommentiert. Alle abgedruckten Bilddokumente werden beschrieben und im Zusammenhang gesetzt. Beherrscht werden Pöschls Bilder von der Landwirtschaft. Dazu hat Autor Kirchinger umfangreiche Nachforschungen angestellt und die damaligen Besitzverhältnisse und die Art und Weise der Bewirtschaftung beschrieben. Mal sieht man die Frauen und Männer beim Heu ernten, und dann wieder beim dreschen. Es folgt ein Querschnitt durch das ganze Dorf über den Bürgermeister, das Schulwesen, Postagentur, Fahnenweihe, Versammlungen und doch auch Freizeitgestaltung am Sonntag. Neben Portraitaufnahmen fanden sich auch eine ganze Reihe von Bildern über soeben verstorbene, die aufgebart im Sarg liegen. Ein Foto von Ferdinand Pöschl war offenbar die letzte Erinnerung an die verstorbenen Familienmitglieder.


Das Buch zeigt idyllische Dorfansichten und Höfe, bei denen das "Sach" im Vordergrund steht. Die Anzahl der Roßgeschirre vor dem Stall sind Statussymbole und geben Einblick wie groß der Hof sein könnte. Eine Überraschung sind zweifellos die  Ehepaare am Hochzeitstag, die sogar nicht lachen können und mit dreckigen Fingernägeln und furchigen Händen posieren. Mit ernsthafter Mine waren sie vor der Linse von Ferdinand Pöschl. Zerstört wird auch der Mythos, dass die Braut in Weiß heiratete. Der Schleier war weiß, alle anderen Kleidungsstücke waren dunkel - sowohl an Werktagen als auch am Sonntag. Zeitung wurde auch gelesen und zwar der Vorläufer der Laberzeitung, - Der Laberbote.

 

 

 


Für den Spaß sorgte ehemals der Abdecker Gottlieb Geiger, der Ringelstechenturniere veranstaltete und sich eine Schießscheibe auf das Hinterteil heftete um zum "Blattschuß" aufzufordern.

 

 

 

Und woher weis der Landstrich, wie lange es schon den Fasching gibt? - Man weis es von Ferdinand Pöschl und seinen damaligen Aufnahmen. Fasching war eine Angelegenheit für Männer, für Bedienstete und Kinder.


Schon damals wurden bestimmte Situationen im Fasching ausgespielt. Die zunehmende Industrialisierung in den Städten veranlasste die örtlichen Spaßvögel eine Rasur wie am Fließband darzustellen. Die Kunden wurden nebeneinander gesperrt, um der Reihe nach vom Bader und seinem Helfer rasiert zu werden. - Alles "anno da zumal" mal heiter, mal wolkig in einem Buch zusammengefasst.

Das Buch "Die Arbeit, das Sach' und der Tod" ist im Buchhandel unter der ISBN 978-3-86222-088-5 zu bekommen.

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Presse-Echo:

Süddeutsche Zeitung vom 17. September 2012:
“Die Global Player von Haimelkofen”

Münchner Merkur Nr. 225 vom 28. September 2012:
"Dorfleben anno 1908"

 

Fernsehberichte:

Ein Beitrag des Bayerischen Fernsehens zur Entstehung des
Buches von: Regina Dötsch vom 17.09.2012.


Ein Beitrag des Bayerischen Fernsehen in der Sendung Capriccio
Sendetermin: Donnerstag, 25. Oktober 2012, ab 22:30 Uhr.

 
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